Meine Lieben
Da ich mich schon länger auch in der englischen Bloggerwelt bewege, da diese Sprache meine zweite Muttersprache ist und ich ausserdem dort einige Blogs gefunden habe, die es in dieser Form auf Deutsch einfach nicht gibt, habe ich immer wieder Gelegenheit, Vergleiche anzustellen. Ausserdem führe ich schon länger einen Buchblog und kann auch von diesem her einen Vergleich ziehen. Besonders in der Buchbloggerwelt steht man sich gegenseitig bei, stellt sich vor, hilft sich und arbeitet auch mit den Autoren. Ich habe schon einmal von einer wildfremden Bloggerin drei Bücher einfach so zugesandt bekommen und auch schon selber einfach aufgrund eines begeisterten Kommentars einer Leserin ein Buch, das ich gerade rezensiert habe, geschenkt. So ist das einfach und auch der Umgangston ist freundlich und man respektirert und unterstützt einander.
Doch nun führe ich seit einigen Monaten diesen Blog hier und plötzlich ist alles anders. Ich habe das Gefühl, als sei ich plötzlich in der „richtigen“ Bloggerwelt gelandet. Seit den Anfängen fühle ich mich alleine in einer Welt, in der offensichtlich das Gesetz des Stärkeren zu gelten scheint. Ich mache nichts anders, als ich es bereits bei meinem Buchblog, der nach wenigen Monaten schon eine stolze Leserschaft hatte, getan habe. Dass die Leser nur harzig und langsam kommen, das macht mir nichts aus, ich bin bereit, um jeden einzelnen zu kämpfen und mit meinem Content zu überzeugen. Dass auch nicht wirklich viele Kommentare zurückkommen, obwohl ich überall einen hinterlasse, wenn mir mehr einfällt als „Schöner Blog“, das kenne ich ebenfalls schon aus meinen Buchblog-Zeiten.
Doch jetzt fällt mir auf, wie engstirnig und auf sich und den eigenen Profit bezogen viele Blogger im Segment der Lifestyle-, Beauty- und Fashion-Blogs eigentlich sind. Da poste ich meinen Twitter-Link auf Facebook mit der Bemerkung, dass ich noch neu bin und mich deswegen freuen würde, wenn sich die Leute meinen Twitter-Account anschauen und gern auch ihre eigenen Links posten. Nun, ich habe etwa 20 Links gekriegt inntert einer Viertelstunde. Und einen Klick auf den Twitter-Account. Dankeschön. Das freut mich besonders.
Ich habe angefragt, wer Lust hätte an einem Interview rund um ihren Blog teilzunehmen und dazugeschrieben, dass ich nur fünf Teilnehmer suche und deswegen auch keine Kommentare mehr geschrieben werden müssten, wenn wir voll sind. Ich habe auch dazu meinen Blog geschrieben, um den Leuten zu zeigen, wo denn ihre Antworten erscheinen würden. Nun, ich habe mindestens die doppelte Menge gekriegt an Links und wieder – einen Klick auf den Blog. Und das Beste ist: Die Leute lesen noch nicht einmal mehr den Eingangspost, sondern sehen nur „Ah, da hat jemand seinen Bloglink hingepostet, meiner kommt dazu“. Ich habe manchmal das Gefühl, dankbar sein zu müssen, wenn ich noch ein einziges Wort zu den Links dazukriege. Die Gier der Leute haut mich manchmal fast um.
Und dann habe ich nach Blogs gesucht, die meinem ähnlich sind. Ergebnis: Knapp 100 Bloglinks, insgesamt ca. 10 Klicks, 1 Abo. Na toll, wie wollt ihr jetzt wissen, ob euer Blog dem Meinen ähnlich ist? Ihr habt keine Ahnung und postet einfach mal euren Bloglink. Ich habe noch mehrere solcher Test durchgeführt und bei einigen Bloggerinnen und Bloggern bin ich mir sicher, dass sie ihren Link sogar auf einer Pornoseite posten würden, wenn sie sich davon irgend einen Profit versprechen würden. Ja liebe Bloggerinnen und Blogger, so denke ich über euch.
Ein weiteres Beispiel sind die Nachrichten, die ich insbesondere wegen meinem Buchblog, der inzwischen über 400 Leser auf diversen Kanälen hat, erhalte. Ich werde gefragt nach Blogvorstellungen und so weiter. Ich habe dann mal die Aktion „Blog des Monats“ gestartet, bei der sich Blogs melden konnten. Die Antwort einiger Leute war dann tatsächlich: „Ich möchte mich nicht mit anderen Blogs messen, mein Blog verdient mehr Aufmerksamkeit, blablabla“. Und wenn dann die Abstimmung gestartet war, dann haben einige Blogs, die sich zuvor noch euphorisch angemeldet haben, keine einzige Stimme bekommen. Nicht einmal für sich selber haben sie geklickt. Andere wiederum haben ihre Leser mobilisiert und zum Teil bis zu 70 Stimmen oder mehr abgeräumt. So soll es doch sein, oder? Diejenigen, die mit ein oder zwei Stimmen auf der Strecke geblieben sind und mich danach angeschrieben haben, ob ich sie trotzdem vorstellen möchte, da muss ich sagen: Ich arbeite auch, um am Ende des Monats Lohn auf dem Konto zu haben. Und ihr denkt, ich schiebe hier einfach mal was rüber? Nur weil ihr fragt?
Die wenigsten aller Blogger, die mich anschreiben, bieten irgendeine Gegenleistung. Wenn ich sie vorstelle, wird das meist auf den betreffenden Blogs nicht einmal erwähnt. Das finde ich total schade. Wenn man so anfragt, dann könnte es doch gegenseitig sein oder zumindest in einem Nebensatz auf dem Blog erwähnt werden oder sonst etwas. Ich bin halt dagegen, zu fordern, dass jemand Leser meines Blogs sein muss, nur um etwas von mir zu kriegen. Solche unehrlichen Leser brauche ich nämlich nicht. Aber langsam frage ich mich, ob ich diese ganze Bloggerwelt brauche?
Ich habe wirklich einige tolle Freundschaften geschlossen in der Bloggerwelt, Leute mit denen ich schreibe, als würde ich sie persönlich kennen und mit denen ich auch gerne Aktionen auf die Beine stelle. Viele kenne ich seit meiner Buchblogger-Zeit, wo ich offensichtlich noch niemandem ein Stück vom Kuchen weggenommen habe und ich weiss, dass alle ihr, meine Lieben euch nicht betroffen fühlt. Aber ich bin mir sicher, dass es da draussen genug frustrierte Blogger gibt, die diesen Beitrag sofort unterschreiben würden.
Ich danke allen, die mich regelmässig auf meinem Weg unterstützen und die Blogger, mit denen ich Freundschaft geschlossen habe, und die ich jederzeit unterstützen möchte. Ich danke auch denjenigen, die mich einfach so verlinkt haben, einfach weil sie meinen Blog mögen und gerne lesen. Schön dass es euch gibt.
